lese:zeit

Immer wieder fragen uns Freunde, wann wir denn in diesem Jahr unsere Weinlese planen. Viele möchten mit anpacken, den Moment miterleben, wenn die Trauben geerntet werden. Natürlich lässt sich im Vorfeld ungefähr abschätzen, wann es so weit sein wird – meist irgendwann im September. Doch der genaue Zeitpunkt? Der bleibt offen. Immer wieder gehen wir durch die Reihen, probieren, prüfen Zuckergehalt, Farbintensität und vieles mehr, beobachten das Wetter – und dann kommt dieser eine Tag, an dem wir sagen: Jetzt!

In diesem Jahr war die Ernte besonders gut. Das verdanken wir nicht nur dem richtigen Erntezeitpunkt, sondern auch dem Zusammenspiel vieler Faktoren: dem Wetter, dem Boden und der sorgfältigen Arbeit im Weinberg.

Und manchmal ist es im Leben ganz ähnlich, oder? Wir wägen ab, prüfen, pflegen, warten – und irgendwann ist der Moment da, an dem etwas reif ist. Dann kann eine Entscheidung fallen, ein Schritt getan oder etwas in die Hand genommen werden.

Manches liegt in unserer Hand, anderes nicht. Manches können wir gestalten, anderes wird uns geschenkt.

Die Zeit der Lese erinnert uns daran: Wir können viel vorbereiten, planen, arbeiten – und doch bleibt das Wichtigste im Leben – das Leben selbst – Geschenk.

Das spüren wir besonders in Jahren wie diesem, wenn wir die reifen Trauben in unseren Händen halten. Dankbar, manchmal auch staunend blicken wir auf die Ernte. Das sind auch im Leben wichtige Momente: Dankbar und staunend auf die Früchte zu schauen. Und zu feiern, was gewachsen ist.